CSD – was ist denn das?
Vom 01. bis zum 05. Juni ist CSD in Karlsruhe. Nur… was ist das eigentlich? Beim Flyerverteilen wurden wir das ziemlich oft gefragt, deswegen steht auf den CSD-Plakaten jetzt auch eine kurze Erklärung. Wenn Du etwas mehr Zeit hast, auch hier die Erklärung zu Stonewall.
Die Unruhen im Juni 1969 waren der Beginn der selbstbewussten, aufrechten Schwulen- und Lesbenbewegung, wie wir sie heute kennen. Bis zu diesem Jahr galt in der Bundesrepublik der §175 in der Nazi-Fassung von 1935: Auf „unzüchtige Handlungen“ zwischen erwachsenen Männern standen bis zu fünf Jahre Gefängnis, in „erschwerten Fällen“ (bspw. gegen Geld oder mit Männern unter 21) bis zu zehn. Es kam bis 1969 jährlich zu einer vierstelligen Zahl von rechtskräftigen Verurteilungen, insgesamt über 100.000 Ermittlungsverfahren wurden geführt. Höchstrichterlich wurde geklärt, dass „unzüchtig“ nicht einmal bedeuten musste, daß man sich anfasst – gemeinsame Masturbation reicht. Entsprechend diskret verhielten sich die meisten Schwulen, an politische Aufklärung war nicht zu denken. Bis sich 1969 im Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street der geballte Frust entlud und sich in den Folgejahren rund um den Globus Schwulengruppen gründeten. In Deutschland die meisten ab 1971 in Folge des Films von Rosa von Praunheim „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.“ – aber das ist nochmal ein anderes Thema.
Und was heißt das jetzt für uns hier und heute, 2011 in Karlsruhe? Im Mittelpunkt der CSD-Woche steht die Demoparade, der große laute Zug einmal quer durch die Innenstadt. Initiativen und Gruppen, Parties und Parteien von Stuttgart über Landau bis Mannheim haben sich schon angemeldet, aber auch jede Einzelperson ist hochwillkommen! Drumherum wird dann gefeiert und diskutiert, gebetet und getanzt. Das reichhaltige und fast täglich weiter wachsende Rahmenprogramm bietet für Jede und Jeden etwas. Dieses Jahrzehntevent sollte wirklich niemand verpassen!