40 Jahre CSD Karlsruhe (1984 – 2024)
Die Vorbereitungen für den CSD 2024 haben begonnen und dieses Mal wird es ein ganz besonderer CSD werden, denn wir feiern das 40-jährige Jubiläum des ersten CSD in Karlsruhe im Juni 1984. 2024 möchten wir Bilanz ziehen: Wo hat sich die Situation queerer Menschen seither verbessert? Wofür müssen wir uns noch einsetzen?
Die Situation queerer Menschen war damals noch eine ganz andere als heute: Homosexualität war durch den §175 noch Bestandteil des Strafgesetzbuches. Dieser wurde erst 1994 vollständig aus dem Strafgesetzbuch gestrichen, Die Einführung des Transsexuellengesetzes (TSG) 1981 sollte einen großen Fortschritt darstellen. Im Ergebnis wurde mit dem TSG jedoch ein Prozedere geschaffen, das menschenunwürdig mit trans* Personen umging. Große Teile der heutigen queeren Community wie etwa trans* Personen, lesbische Frauen, nicht-binäre Menschen oder Personen des Aro-/Ace-Spektrums waren größtenteils nicht sichtbar. Zusätzlich verbreitete sich in den 1980ern das HI-Virus rapide: viele unserer queeren Vorkämpfer*innen starben. Hetzkampagnen und fehlende medizinische Versorgung waren an der Tagesordnung, während die queere Community gleichzeitig begann, noch lauter für Akzeptanz und Gleichstellung auf die Straße zu gehen.
An die „Ehe für Alle“, rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien, an gendersensible Sprache oder den diskriminierungsfreien rechtlichen und gesellschaftlichen Umgang mit trans* und nicht-binären Menschen war 1984 noch gar nicht zu denken.
In den letzten 40 Jahre hat sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt – Ist inzwischen also alles gut? Nicht wirklich!
Rechte und Freiheiten, die sich die queere Community in Deutschland und der Welt erkämpft hat, sind heute wieder so gefährdet wie lange nicht mehr. 2023 sind die registrierten Fälle von Hasskriminalität und Gewalt gegen queere Menschen auf ein Rekordhoch gestiegen. Es ist zu erwarten, dass sich diese Tendenz im kommenden Jahr fortsetzen wird. Der Ton gegen queere Menschen in der öffentlichen Debatte verschärft sich zunehmend und queere Rechte (vor allem Rechte von trans* Personen) werden als Nebelkerze zum Kulturkampf rechter Ideologien erklärt. Immer häufiger wird der Versuch unternommen, die queere Community zu spalten und gegeneinander auszuspielen. Nach wie vor gelten in vielen Ländern diskriminierende und menschenverachtende Gesetze. Selbst in Ländern wie den USA verschärft sich die rechtliche Situation wieder. Das Resultat: Queere Menschen müssen weiterhin häufig um ihre Freiheit und um ihr Leben fürchten.
Der CSD 2024 soll daher ein Rückblick, aber auch ein Ausblick sein: Wir möchten mit unserem Motto, unserer digitalen Kampagne und unseren Thementalks 2024 sowohl einen Blick zurück werfen, als auch die aktuelle Situation für queere Menschen in Deutschland und der ganzen Welt beleuchten – und weiterhin für eine tolerante, bunte und vielfältige Zukunft eintreten!
Was haben wir erreicht? Welche Kämpfe sind seit 40 Jahren unverändert? Was muss in Zukunft geschehen, damit queere Menschen gleichberechtigt, in Freiheit und sicher leben können?